verweilen in W

Donnerstag, 27. Mai 2010

Tag des offenen Grabes

...und noch mal muss die besondere Affinität zu Tod & allem Drum und Dran herhalten!
Es waren aber auch teilweise kuriose Szenen, die sich bei der "Langen Nacht der Wiener Stadtwerke" abspielten. Unter Anderem öffneten eben auch die Wiener Friedhöfe Tür, Tor, sowie Sargdeckel. Von lustigen T-Shirts und Schleckereien aus dem Friedhofs-Merchandisingshop, über die eigenhändige Beerdigung am Übungsgrab bis zum Sarg-Probeliegen bekam man das volle Programm geboten, bei dem Anhänger des Makabren todsicher auf ihre Kosten kamen. Spätestens beim Kindersarg-Bemalen lies einem dann doch ein klitzekleiner Schauer den Nackenflaum zu Bergestehen.. Egal, was in Deutschland okkult gebrandmarkt würde ist hier eine Familienbeschäftigung.. es lebe die kulturelle Diversität..
kombi wenn da der deckel klemmt man kann kinder nicht schnell genug auf die realität vorbereiten

Langsam interessiert es mich doch, wie so eine Wiener Beerdigung so vor sich geht.. Wenn meine Vermutungen bestätigt werden, weiß ich, wo meine Überreste mal irgendwann ein bisschen Ruhe finden dürfen...
Mit Fahrradkorso im Wiener Zentralfriedhof begesetzt, Helge Schneider hält die Trauerrede und seine Combo spielt "Alles hat eine Ende nur die Wurst hat zwei...", während sich mein Sarg munter an bunten Flatterbändern ins Erdloch hinabswingt!
Achja, langsam versteh ich die Wiener.

Donnerstag, 1. April 2010

360° kultur

Nun wurden endlich die vom Staub der Historie ergrauten Touri-Epizentren hinter sich gelassen.
Ein erfürchtiger Gang durch die Wall of Fame am Donaukanal bot Street Art & Graffiti vom Feinsten und läuterte mich redlich von borniertem Schubladendenken. Lässt sich Wien doch nur allzu schnell der Stempel von k.u.k-Schick und äußerst gepflegter Langeweile aufbrennen...hier [Bilder} jedoch zeigt es sich von seiner so angenehm gammelig- vielfältigen Seite, dass es alle Viehacker, Sachertorten und Mozartkugelshops auf einen Schlag vergessen lässt!

IMG_4095 IMG_4104 IMG_4109

Aber schon einen Morgen später befanden wir uns wieder in den Fängen vergangenen Prunks. Der Besuch des Naturhistorischen Museums (Gebäudeform, Größe und Inneneinrichtung dem Petersdom wie aus dem Gesicht geschnitten) stand an. 6 Stunden, 2.348.465 Mineralienproben, kleinkindgroßen Quarzkristallen, kilometerlangen Auslagen von Fossilien, Asteroidengesteinen, der kompletten Evolutionslehre Darwins und eine Venus von Willendorf später befand man sich auf dem wohl höchsten Wissenstand seit dem Abi, dem irreversibelen physischen Körperkollaps aber mindestens genauso nahe. Ich plädiere fortan bei Museen dieser Ausmaße (war bis jetzt in keinem größeren) auf kostenlose Versorgungsstationen und Notunterkünfte... zu groß wäre die Verlockung sich sonst einfach zwischen die Hörner des Triceratopsschädels zu klemmen und für immer dort zu verweilen.
IMG_4161 wer kennt sie nicht die gute venus von willendorf, aber niemand wusste bisher wie sie von hinten aussieht. tataa wissenslücke geschlossen
Nur die wirklich gute Band "Le Gros Tube"(siehe neue Linkleiste rechts unten [!]) konnte am Abend ein Hinuntergleiten vomClubmobiliar effektiv verhindern!

Freitag, 19. März 2010

Komm mit ins Grabsteinland...

..denn am verflossenen Wochenende war die, in etlichen Reiseführen ausführlichst umschriebene, seltsame wie legendäre Liebe Todesliebe der Stadt Wien an der Reihe. Und was, wenn nicht ein Besuch des Wiener Zentralfriedhofes bietet wohl hier einen besseren Einblick.
Und es stimmt wohl, dass hier ein ganz anderes Verhältnis zu Tod und Vergänglichkeit gepflegt wird. Neben Grabsteindiskountern und Würstlständen im Außengelände führt eben auch eine Kfz-Straße und eine Buslinie direkt an den Gräbern vorbei. (Dabei sollte aber nicht vergessen werden zu erwähnen, das es sich hier bei um eine Fläche von 2,4 km² handelt, auf denen schätzungweise 3,0 Mill. Menschen begraben liegen.) Dennoch ist es seltsam, wenn plötzlich Autokolonnen (meist Menschen ab 60 im teuren Geländewagen) an einem vorbeipreschen, um dann fast "in" das Grab hinein zu fahren, welches besucht werden möchte. Da geht dann doch ein bisschen die Beschaulichkeit flöten.
Aber egal, andere Länder, andere Sitten. Als Highlight stellten sich nicht, wie angenommen, die Gräber von Beethoven, Bahms, Strauß etc. heraus, sondern jene relativ unscheinbarer verwirkter Zeitgenossen, die es sich jedoch nicht nehmen ließen mit ihrem Ableben und dem dazugehörigen Grabstein eine letzte Hausmarke zu setzen.

Hier ein paar Favoriten: mal was anderes
<br />
align="right" %>eigenes konterfei in 3D und Comicstyle, das wäre auch was für michseine letzte plastik, wird vielen im gedächtnis hängen bleiben...

Freitag, 12. März 2010

Gleitzeituni und andere Beschäftigungen

Einer der ungewöhnlichsten Studienunterschiede ist das komplette Fehlen von einheitlichen Zeiten für Vorlesungsbeginn und -ende und Dauer. Jeder Lehrende legt diese fest, wie es ihm am besten gefällt. Ob Nationalparkplanung von 17.30 bis 20.00 Uhr einmal die Woche, das ganze Semester lang, oder Baumschulwesen im 6 Std-Block eine komplette Woche im Mai. Alles ist möglich! Leider ist es so für fast alle Studenten garnicht möglich, eine komplette Veranstaltung zu besuchen. Bei Vorlesungen mit großem Publikum artet es dies dann in teils lächerliche Zustände aus, da bei dem ständigen Kommen und Gehen eher Cafe- als Studienatmosphäre herrscht. Letzten Freitag erreichtete die kuriose Dynamik ihren bisherigen Höhepunkt, ich hatte nach den zwei Stunden Vorlesung fast Baukrämpfe vom Lachen. Es war aber auch wirklich wie in diesem legendären (Loriot-)Sketch!
Sonstige Aktivitäten der Woche führten nach Schönbrunn, wobei hier,kleiner freund UNO-City wohl auch aufgrund des orkanartigen Wetters und der Jahreszeit, die landschaftarchitektonische Gestaltung noch nicht überzeugen konnte, viel mehr aber die sich als äußerst handzahm gebenden Baumbewohner.
Weiteres Ziel war die UNO-City, ursprunglich als DAS neue internationale Wohn-/Arbeits-Zentrum für die gesamte Stadt geplant, scheiterte dieses Vorhaben trotz Skyline und bestem Standort an der Donau, grandios. Zu viele prestigeträchtige Einzelprojekte bekannter Architekten, zu wenig urbane Identität und vor allem zu wenig Grün.
Apropos Skyline: Schaut euch bitte dieses Videos(PC-Animation/In Echt) an!(Wer es noch nicht kennt!) Eines der derzeit spannendsten Landschaftsarchitekturprojekte: Der Highline Park in N.Y.C. windet sich in luftiger Höhe auf alten Eisenbahnlinien und Brücken direkt durch Manhattan.

Sonntag, 7. März 2010

Wochenend(pro)thesen

Die erste Woche Studium vorbei, es rief das freie Wochenende und es lockte mit einer vollen Dröhunung architektonischer Weiterbildung. Ein Besuch des weltweitgroßten Sozialwohungsbaus, dem Karl Marx-Hof, bahnte sich an und enttäuschte nicht. Der Häuser-Komplex von über einem Kilometer Länge bot und bietet immer noch alles, was das Arbeiterherz begehrt.IMG_3814 IMG_3817Neben Kindergärten, Schulen und Squash-Plätzen wird hier sogar eines der Urbedürfnisse des hartarbeitenden Proletariats bedacht: Der Prothesen-Schuster sorgt auch im Alter noch für volle Funktionstätigkeit und Mobilität. Um so trauriger, schien uns doch bei einem Blick in das gemütliche Handwerker-Lädchen, die Tatsache gewiss zu werden, dass auch hier schon das letzte Holzbein gemeißelt und die letzte Sprungfeder justiert worden war. Der Prothesen-Schuster, ein so wichtiges wie anspruchvolles und doch unaufhaltsam aussterbendes Handwerk. Da hilft auch die enthusiatischst-poppige Werbetafel nicht.
header4
Noch mehr Architektur auf Ohren und Augen gab es dann abends auf dem Architektur-Festival Turn-on, was sich als äußerst offenbarend darstellte, dazu noch gänzlich kostenfrei. Den Kracher boten natürlich die Landschaftsarchitekten, schon der Name (3:0), eine Projektvorstellung mit Kabarettcharakter.

Donnerstag, 25. Februar 2010

Die Reise zur Kaserne mit den inneren Werten, oder: Außen Mumpitz, Innen Geschmack

Nach einer kleinen Höllentour durch Tschechien und 6 Std mit denkmalschutzwerten Schlaglöchern und mehreren gefühlten Achs-Brüchen endlich im wunderschönen W gelandet. Unsere neue Behausung trifft zielsicher die Eleganz und gleichzeitige berühmt berüchtigte Farbenfröhlichkeit der Wiener Blockrandbebauung (siehe Anschauungsmaterial).
Aber Entwarnung, die inneren Werte zählen doch, und diese haben es in sich. Riesige Zimmer, Küche mit Loggia und Betten mit Rollen unten dran, flexibler ginge es nur noch mit Wohnmobil. Jetzt erstmal ankommen und den Stadtplan inhalieren, die Luft besser nicht (Verwöhnte Dresdner Frischluftfanatiker haben da erstmal eine Aklimatisation nötig)

eine pracht viel platz = viel besuchsommer gefühltDank Wikipedia ist auch der Grund dafür schon gefunden: Unser Bezirk hat eine Bebauung mit einer Bevölkerungsdichte von 25.885 Ew./km². Zum Vergleich die Dresdner Neustadt: 2.093 Ew./km². Ein Indiz mehr, dass wir in unserem schönem Nest DD noch sehr komfortabel aufeinander hocken...

MÖRZEL IN WIEN

hat gelernt: "Kultur ist der menschliche Fluchtversuch vor der Evolution"

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

byte
Mörzel - 28. Jul, 13:23
Abgedreht..
In den letzten Wochen drehte sich hier doch alles um...
Mörzel - 23. Jul, 17:22
gesehen und gehört
... auch das Pferd von heute kann den so hippen Urban-Outdoor-trend...
Mörzel - 17. Jul, 21:01
Nur ganz kurz...
Darf man nicht vorenthalten: Nennt sich "bodies...
Mörzel - 17. Jul, 14:45
Tag des offenen Grabes
...und noch mal muss die besondere Affinität zu Tod...
Mörzel - 27. Mai, 22:34

Suche

 

Status

Online seit 5680 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 28. Jul, 13:23

Credits


freie themenwahl
musikalisches
verweilen in W
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren