In den letzten Wochen drehte sich hier doch alles um das geliebte Zweirad.
Unsere "Nieder"-Österreichrundfahrt mit ein paar tausenden Höhenmetern stand als erstes auf dem Programm. Zu unserem Glück regnete es niemals und somit begrüßte uns jeder baumlose Bergpass wieder aufs Neue mit der molligen Wärme eines Schmelzofens... Im Ernst, erst seit dieser Zeit kann ich den Worten "Durst & Transpiration" wirklich etwas abgewinnen. Auf der vorletzten Etappe wurde es wirklich einmal knapp, aber.... Es lebe das Gemeindezentrum mit frei zugänglichen WCs und altmodisch uneingeschränkter Wasserflatrate!!!
So ging dann doch alles gut. Viel gesehen & Viel gelernt... wichtigste Neuerung für weitere Touren: Mach die gleiche Packliste wie sonst und dann streiche jeden zweiten Punkt..die Wahrscheinlichkeit, dass du es brauchst ist äußerst gering!
Wieder zurück in Wien, war ich dann das erste Mal in einer Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt...JUHUU und da hab ich dann das erste Mal mehr als 3 Sätze am Stück mit gleichgesinnten Einheimischen wechseln können, einer wollte dann gleich noch, dass ich ihm sein komplettes Fahrrad zusammensetze, nur damit konnte ich leider nicht dienen. Was hätte ich dafür gegeben, es wäre der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.. - Schluss mit dem Gelaber, hier noch eine meiner letzten Entdeckungen, was 2radkultur angeht: Ein schöner Blog names radspannerei. Wer nach neuem, skurrilen, nützlichen Kram rund manuelles Räderdrehen sucht, wird hier fündig.
Von hier hab ich auch das Video, welches sich [keine sorge!] nicht nur auf Radfahren beschränkt.
... auch das Pferd von heute kann den so hippen Urban-Outdoor-trend nicht mehr entgehen! Goretex hat vorgelegt, diversen Berichten zufolge wird Jack Wolfskin demnächst auch mitmischen!
Uuund die WM 2010 gab uns die einmalige Möglichkeit, uns endlich auch mal musikalisch bei unseren Untermietern zu revanchieren.
Nennt sich
"bodies in urban spaces"
^
|_ink zu weiteren humanverknotungen im öffentlichen raum
(gesehen in: kunst:art, Mai-Juni 2010)
Und noch eine kleine Meldung vom Kurzfilmfestival V.I.S. :
Hier der Gewinner des renommierten Mörzel-Awards in der Sparte "Animation"
Begründung der Jury: "puristisch, erfrischend und einfach mal NICHT Stop-Motion!"
[gibts leider nicht mehr!]
...und noch mal muss die besondere Affinität zu Tod & allem Drum und Dran herhalten!
Es waren aber auch teilweise kuriose Szenen, die sich bei der "Langen Nacht der Wiener Stadtwerke" abspielten. Unter Anderem öffneten eben auch die Wiener Friedhöfe Tür, Tor, sowie Sargdeckel. Von lustigen T-Shirts und Schleckereien aus dem Friedhofs-Merchandisingshop, über die eigenhändige Beerdigung am Übungsgrab bis zum Sarg-Probeliegen bekam man das volle Programm geboten, bei dem Anhänger des Makabren todsicher auf ihre Kosten kamen. Spätestens beim Kindersarg-Bemalen lies einem dann doch ein klitzekleiner Schauer den Nackenflaum zu Bergestehen.. Egal, was in Deutschland okkult gebrandmarkt würde ist hier eine Familienbeschäftigung.. es lebe die kulturelle Diversität..
Langsam interessiert es mich doch, wie so eine Wiener Beerdigung so vor sich geht.. Wenn meine Vermutungen bestätigt werden, weiß ich, wo meine Überreste mal irgendwann ein bisschen Ruhe finden dürfen...
Mit Fahrradkorso im Wiener Zentralfriedhof begesetzt, Helge Schneider hält die Trauerrede und seine Combo spielt "Alles hat eine Ende nur die Wurst hat zwei...", während sich mein Sarg munter an bunten Flatterbändern ins Erdloch hinabswingt!
Achja, langsam versteh ich die Wiener.
Die ganze Zeit wartete ich schon darauf!
Als ein erster totsicherer Beweis für ein vollendetes Einleben in einen neuen Sprach- & Kulturkreis gilt das Träumen in der jeweiligen Landessprache. UND jetzt ist es endlich passiert!
[War auf jedenfall ein einmaliges Erlebnis, zumal darin vorkommende Akteure normalerweise in nördlicheren Gefilden zuhause sind.]
Einen großen Beitrag für meine nun geglückte kulturelle Integration leisteten ganz sicher D I E hier! Ein Lied, das sich bei mir schon seit Wochen zwischen Hammer, Amboss und Steigbügel hartnäckig festsetzt und das ich nun sogar schon, wenn auch nur in wenigen Auszügen verstehe.
Hört mal rein und wer mir nachweisen kann, dass er einen Part komplett verstehen und wiedergeben kann, bekommt von mir irgendeinen Preis (per Post, Mail, werd ich mir dann überlegen,
angemerkt sei noch, dass das googlen nach Lyrics sich als nicht sehr sinnvoll erweisen wird)
Dann mal los! [Der Rechtsweg ist ausgeschlossen]
Hier noch eine kleine Impression des Vienna City Marathons 2010 kurz bevor die Strecke wieder freigegeben wurde...
Nun wurden endlich die vom Staub der Historie ergrauten Touri-Epizentren hinter sich gelassen.
Ein erfürchtiger Gang durch die Wall of Fame am Donaukanal bot Street Art & Graffiti vom Feinsten und läuterte mich redlich von borniertem Schubladendenken. Lässt sich Wien doch nur allzu schnell der Stempel von k.u.k-Schick und äußerst gepflegter Langeweile aufbrennen...hier [Bilder} jedoch zeigt es sich von seiner so angenehm gammelig- vielfältigen Seite, dass es alle Viehacker, Sachertorten und Mozartkugelshops auf einen Schlag vergessen lässt!
Aber schon einen Morgen später befanden wir uns wieder in den Fängen vergangenen Prunks. Der Besuch des Naturhistorischen Museums (Gebäudeform, Größe und Inneneinrichtung dem Petersdom wie aus dem Gesicht geschnitten) stand an. 6 Stunden, 2.348.465 Mineralienproben, kleinkindgroßen Quarzkristallen, kilometerlangen Auslagen von Fossilien, Asteroidengesteinen, der kompletten Evolutionslehre Darwins und eine Venus von Willendorf später befand man sich auf dem wohl höchsten Wissenstand seit dem Abi, dem irreversibelen physischen Körperkollaps aber mindestens genauso nahe. Ich plädiere fortan bei Museen dieser Ausmaße (war bis jetzt in keinem größeren) auf kostenlose Versorgungsstationen und Notunterkünfte... zu groß wäre die Verlockung sich sonst einfach zwischen die Hörner des Triceratopsschädels zu klemmen und für immer dort zu verweilen.
Nur die wirklich gute Band "Le Gros Tube"(siehe neue Linkleiste rechts unten [!]) konnte am Abend ein Hinuntergleiten vomClubmobiliar effektiv verhindern!
..denn am verflossenen Wochenende war die, in etlichen Reiseführen ausführlichst umschriebene, seltsame wie legendäre Liebe Todesliebe der Stadt Wien an der Reihe. Und was, wenn nicht ein Besuch des Wiener Zentralfriedhofes bietet wohl hier einen besseren Einblick.
Und es stimmt wohl, dass hier ein ganz anderes Verhältnis zu Tod und Vergänglichkeit gepflegt wird. Neben Grabsteindiskountern und Würstlständen im Außengelände führt eben auch eine Kfz-Straße und eine Buslinie direkt an den Gräbern vorbei. (Dabei sollte aber nicht vergessen werden zu erwähnen, das es sich hier bei um eine Fläche von 2,4 km² handelt, auf denen schätzungweise 3,0 Mill. Menschen begraben liegen.) Dennoch ist es seltsam, wenn plötzlich Autokolonnen (meist Menschen ab 60 im teuren Geländewagen) an einem vorbeipreschen, um dann fast "in" das Grab hinein zu fahren, welches besucht werden möchte. Da geht dann doch ein bisschen die Beschaulichkeit flöten.
Aber egal, andere Länder, andere Sitten. Als Highlight stellten sich nicht, wie angenommen, die Gräber von Beethoven, Bahms, Strauß etc. heraus, sondern jene relativ unscheinbarer verwirkter Zeitgenossen, die es sich jedoch nicht nehmen ließen mit ihrem Ableben und dem dazugehörigen Grabstein eine letzte Hausmarke zu setzen.